"Archäologie und Ehrenamt"

Zur Situation der Ehrenamtlichen in Bayern

aviso extra aviso Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst in Bayern, Sonderausgabe: aviso extra "40 Jahre Denkmalschutzgesetz", 2013

Fast 4 Millionen Menschen betätigen sich in Bayern freiwillig und ohne Bezahlung um dem Gemeinwohl zu dienen, sehr viele davon im Bereich Archäologie und Bodendenkmalpflege. Sie setzen sich in ihrer Freizeit mit zum Teil großem Einsatz an Zeit und Geld für landesgeschichtliche, heimatkundliche und landesarchäologische Belange ein, mit einem gemeinsamen, großen Ziel, das da heißt: Schutz unseres bayerischen Kulturerbes.[5]

Bis vor wenigen Jahren konnten die vielen ehrenamtlich tätigen Personen in der bayerischen Bodendenkmalpflege und Archäologie auf eine flächendeckende und effiziente Betreuung seitens der staatlichen Fachbehörde zurückgreifen, die sie beraten und fachlich weitergebildet hat.

"Ursprünge des ehrenamtlichen Engagements" (ein-, ausblenden)

Seit etwa 1990 jedoch ist beinahe ein Kahlschlag an diese unerlässlichen Infrastruktur eingetreten, bedingt durch einschneidende Mittelkürzungen - begleitet von einem massiven Stellenabbau sowie einem umfassenden Verwaltungsabbau durch die Schließung vieler Dienststellen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. Neben dem Hauptsitz in München gibt es derzeit noch die vier Dienststellen in Bamberg, Nürnberg, Regensburg und Thierhaupten.

"Zur Situation der Ehrenamtlichen" (ein-, ausblenden)

Die Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. hat sich mehrfach an die Öffentlichkeit gewandt und in verschiedenen Memoranden und Ausstellungen auf die ganz wesentliche Bedeutung der ehrenamtlich tätigen Personen in Archäologie und Bodendenkmalpflege aufmerksam gemacht. Der dringende Handlungsbedarf wurde wiederholt auch auf verschiedenen Jahreshauptversammlungen, Tagungen und Treffen angesprochen und diskutiert.

Wegweisend war hier besonders die Denkschrift zur Situation der Landesarchäologie in Bayern angesichts zunehmender Bedrohung und Zerstörung der archäologischen Denkmäler, die Beilngrieser Erklärung (pdf).

"Entstehung der Beilngrieser Erklärung" (ein-, ausblenden)

Nach intensiven Verhandlungen mit der Bayerischen Staatsregierung und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege konnte dann im September 2009 der Startschuss für das bayernweit auf zwei Jahre angelegte Modellprojekt "Archäologie und Ehrenamt" erfolgen.

Im Rahmen dieses Gemeinschaftsprojektes der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V., dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege e.V. wurden im September 2009 zwei Wissenschaftler angestellt. Diese standen zwei Jahre lang ausschließlich allen ehrenamtlich Engagierten als kompetente Ansprechpartner für deren Projekte und Belange zur Verfügung.

Auf der gesamtbayerischen Tagung „Archäologie in Bayern“, die vom 16.–18. Oktober 2009 in Donauwörth stattfand, wurden die beiden Wissenschaftler (Dr. Mario Bloier, Dr. Ralf Obst) und das Modellprojekt offiziell vorgestellt und im Anschluss den Ehrenamtlichen über verschiedene Medien bekannt gemacht.

Mit eigenen finanziellen Mitteln ausgestattet, konnte so eine Vielzahl an Förderungen und Unterstützungen erfolgreich realisiert werden.

"Fazit aus dem Modellprojekt" (ein-, ausblenden)

Vom Modellprojekt zur dauerhaften Fachbetreuung

 Rettungsgrabung Bild vergrößern Mitglieder des Arbeitskreises für Vor- und Frühgeschichte im Heimatverein für den Landkreis Augsburg untersuchen und dokumentieren bei einer Rettungsgrabung nach einem Hausabbruch in Westendorf die archäologischen Spuren aus dem Spätmittelalter

Die positiven Reaktionen auf das Modellprojekt schlugen sich auch im Erfolg einer Unterschriftenaktion nieder, die nach Beendigung der 2-jährigen Modellphase von der Gesellschaft für Archäologie durchgeführt wurde mit dem Ziel, die „Verstetigung“ des Modellprojektes zu unterstützen (ca. 1.500 Unterschriften).

“… Mit der Vorlage der Ergebnisse des Modellversuchs Denkmalpflege (MVD) im Bayerischen Landtag übermittelte das Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst deshalb auch die Empfehlung einer dauerhaften Einrichtung zur Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements in der Bodendenkmalpflege auf der Grundlage des Modellprojekts. Damit waren die Voraussetzungen für eine dauerhafte Verankerung der Projektinhalte am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege geschaffen …“[4]

Die beiden – nun unbefristeten – Stellen für die Fachbetreuung der Ehrenamtlichen wurden mit Dr. Ralf Obst (ab 1. Dezember 2011, Dienststelle Schloss Seehof, Memmelsdorf) und Dr. Sabine Mayer (ab 15. Januar 2012, Dienststelle Regensburg) besetzt.

Ausführliche Berichte zu vielen abgeschlossenen Maßnahmen können Sie im Projektarchiv nachlesen.

Anlaß, Verlauf und Bilanz des Modellprojekts mit vielen ausführlichen Berichten über durchgeführte Maßnahmen stellt das Themenheft: "Archäologie und Ehrenamt" (pdf, ca. 17,5 MB) vor. ACHTUNG: Diese Dateigröße erfordert etwas Zeit und Geduld !!

Das Heft wurde vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Ausgabe 3/2012 der Reihe "Denkmalpflege Themen" herausgegeben. Die Druckausgabe ist leider vergriffen, ein Nachdruck ist derzeit nicht geplant.

Quellen

[1] Mayer, S., Der Blick zurück, Denkmalpflege Themen "Archäologie und Ehrenamt",
Nr. 3 / 2012, S. 15 ff.
[2] Päffgen, B., Böhm, J., Zum Geleit, Denkmalpflege Themen "Archäologie und Ehrenamt",
Nr. 3 / 2012, S. 11 ff.
[3] Mayer, S., Neue Wege in Bayern, Denkmalpflege Themen "Archäologie und Ehrenamt",
Nr. 3 / 2012, S. 25 ff.
[4] Ullrich, M., Der Blick nach vorn, Denkmalpflege Themen "Archäologie und Ehrenamt",
Nr. 3 / 2012, S. 35 ff.
[5] Mahnkopf, G., Faszination Vergangenheit, Archäologie und Ehrenamt, aviso extra "40 Jahre Denkmalschutzgesetz"
2013, S. 158 ff.