Vom 13. bis 15. Okt. 2023 findet die gemeinsam mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) organisierte gesamtbayerische Jahrestagung in Rothenburg ob der Tauber statt.
Tagungsort ist die eindrucksvolle Reichsstadthalle, die als historische Zehntscheune am Spitalhof aus dem 17. Jh. zu einem modernen Veranstaltungsort umgebaut ist (Spitalhof 8, 91541 Rothenburg).
Freitag ab 14 Uhr und Samstag werden regionalen und gesamtbayerischen Vortragsthemen gewidmet sein, die von Höhlenbären bis zum Dreißigjährigen Krieg reichen. Ein besonderer Höhepunkt verspricht der Empfang von Oberbürgermeister Dr. Markus Naser im sonst nicht zugänglichen Gotischen Kaisersaal im Rathaus zu werden, der aber nicht zu heizen und daher am besten mit warmer Kleidung zu besuchen ist. Auch die angebotenen Stadtführungen dürften interessant werden.
Den öffentlichen Abendvortrag am Samstag ab 18 Uhr nach der Mitgliederversammlung hält Dr. Friedrich Tolksdorf vom BLfD zum sog. Eisprinzen aus Tussenhausen-Mattsies, Kr. Unterallgäu, einer neu entdeckten und schockgefroren im Block geborgenen Kinderbestattung des frühen Mittelalters mit reichen Beigaben und hervorragend erhaltenen Textilien und Lederobjekten.
Am Sonntag findet von 9–15.30 Uhr eine von Dr. Christoph Lobinger (BLfD) organisierte Busexkursion in die Umgebung Rothenburgs statt, alternativ ist ein Museumsbesuch in Rothenburg möglich.
Für Unterkünfte ist im touristischen Hotspot Rothenburg ausreichend gesorgt, jedoch sollte man nicht zu spät reservieren, weil die sehenswerte Stadt immer gut ausgebucht ist. Die Einladung mit allen Details und Anmeldeinformationen ergeht wie immer am Ende der bayerischen Sommerferien.
Zur Anmeldung können Sie diese Antwortkarte ausdrucken und an unsere Geschäftsstelle zurückschicken.
Mit Neunburg vorm Wald, Kr. Schwandorf, möchten wir Sie in die Urlaubsregion Oberpfälzer Seenland entführen und unseren Mitgliedern in Nordostbayern seit langem wieder eine Tagung "vor der Haustüre" anbieten.
Thematisch werden in der ansprechenden neuen Schwarzachtalhalle mit vorzüglicher Gastronomie regionale Vorträge vom Mammut bis zur Burgenforschung und die ortstypische Besonderheit der Erdställe im Zentrum stehen, die auch bei der – hoffentlich wieder möglichen – Busexkursion am Sonntag den Schwerpunkt bilden.
Das 1017 erstgenannte und 1300 zur Stadt erhobene Neunburg, eine einstige Residenzstadt der Wittelsbacher, erfreut heute seine Besucher mit einem denkmalgeschützten Altstadtensemble mit Schloss und Kloster sowie zwei Museen.
Dem Vorstand ist bewusst, dass die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht ganz einfach ist, aber von den Bahnhöfen Schwandorf, Regensburg und Cham bestehen Busverbindungen, die wir im Herbst aktuell auf unserer Website einstellen werden. Sportliche Mitglieder können die Strecke der ausgeschilderten "Oberpfälzer Radl-Welt" vom Bahnhof Schwandorf nach Neunburg für eine 1,5-stündige Weiterreise mit dem Fahrrad nutzen. Gerne stellen wir Ihnen für die Anreise mit den öffentlichen Verkehrmitteln die Fahrpläne zur Verfügung.
Nachdem zahlreiche und schön gelegene Unterkünfte auch im Umland der Stadt an den diversen Seen zu finden sind, bieten sich aber vielleicht ohnehin die Anreise mit dem PKW und ein verlängerter Aufenthalt an.
Dr. Joachim Pechtl und Dr. Ludwig Husty (Foto: N. Neuhofer)
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Nachdem die Vorträge des 39. Archäologentages 2020 nur gedruckt und nicht gehalten wurden und die Veranstaltung 2021 ganz ausfiel, war die Freude bei allen Beteiligten groß, dass vom 22.-23.04.2022 die Jubiläumstagung in der renovierten Deggendorfer Stadthalle vor Ort und mit unbegrenzter Teilnehmerzahl stattfinden konnte.
Den Anfang machten fünf Grußredner. Der stellvertretende Landrat Roman Fischer dankte Dr. Karl Schmotz, dem ersten hauptamtlichen Kreisarchäologen Bayerns (1981-2014) und Begründer des Archäologentages und erinnerte an dessen verstorbenen Nachfolger Stefan Hanöffner (2014-2021). Fischer wies darauf hin, dass ihm die Archäologie im Spannungsfeld zwischen der Erteilung von Baugenehmigungen und dem Schutz der heimatlichen Bodendenkmäler immer präsent sei.
Der zweite Redner, Vizeregierungspräsident Dr. Helmut Graf, lobte den großen Aufwand an Zeit und Mühe seitens der Veranstalter und wies auf bedeutende Befunde wie das Kriegergrab von Stephansposching aus dem 3. Jt. v. Chr. hin, das einmal mehr zeige, dass die Archäologie wichtige Beiträge für Kultur und Gesellschaft leiste.
Abteilungsleiter Dr. Walter Irlinger vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege richtete Grüße seines verhinderten Amtsleiters Prof. Dipl.-Ing. Mathias Pfeil aus. Irlinger würdigte die verstorbenen bayerischen Archäologen Prof. Dr. Sebastian Sommer, Prof. Dr. Wolfgang Czysz und Stefan Hanöffner. Er hob zudem die große Bedeutung der Publikationsreihe der „Vorträge des Niederbayerischen Archäologentages“ hervor, die mit fast 0,7 Regalmetern und über 350 Aufsätzen eine enorme Leistung der Herausgeber darstelle und oft die einzige Publikation wichtiger Ausgrabungen sei. Für die Zukunft wünschte er sich Kommunalarchäologien für weitere Regionen und ein Schatzregal für Bayern. Prof. Dr. Bernd Päffgen, der Vorsitzende der GfA lobte die gute Zusammenarbeit mit Sommers Nachfolger Irlinger. Er berichtete über den Umzug der Geschäftsstelle der GfA von Puchheim nach Fürstenfeldbruck und dankte Familie Melzl für die seinerzeitige Vermittlung des Provisoriums in Puchheim. In Sachen Sondengeherunwesen stellte er die Beauftragung eines Europarechtsgutachtens zum Schatzregal in Aussicht, das einen erfolgversprechenden Ansatz für eine zeitnahe Lösung des Problems darstelle.
Die gut besuchte Deggendorfer Stadthalle (Foto: GfA)
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Sein Nachredner Dr. Ludwig Husty, der Kreisarchäologe von Straubing-Bogen, stellvertretende Vorsitzende der GfA und Hauptorganisator der Tagung, dankte Mitveranstaltern, Sponsoren und Referenten. Er erinnerte an den nahen Krieg in der Ukraine und die verstorbenen Archäologen und bat um eine Schweigeminute. Der Freitag endete mit einem spannenden Abendvortrag von Dr. Joachim Pechtl von der Universität Innsbruck über „Die ersten Bauern Niederbayerns und ihre Lebensverhältnisse – Ein Bild bekommt Konturen“.
Die Vorträge am Samstag waren neuen Ausgrabungen gewidmet. Den Anfang machte Prof. Dr. Torsten Uthmeier mit Neandertaler-Befunden aus der Klausennische, gefolgt von Ildiko Bösze zu stichbandkeramischen Gräbern aus Straubing-Lerchenhaid. Sebastian Hornung referierte über Siedlungs- und Grabfunde aus Mariaposching vom Jungneolithikum bis zum Mittelalter. Dr. Joachim Zuber beschäftigte sich mit neuen Keramik- und Schmuckfunden aus dem Kelheimer Urnengräberfeld. Bernhard Häck stellte einen Erdstall bei Hengersberg vor, der sich bei Nachforschungen als Wasserseige herausstellte. Die keltische Besiedlung Passaus, wo (noch?) keine Hinweise auf ein spätkeltisches Oppidum vorliegen, war das Thema des dortigen Stadtarchäologen Dr. Thomas Maurer. Alois Spieleder schloss den Vormittag mit dem reichen frühbajuwarischen Gräberfeld von Bad Füssing-Würding ab.
Am Samstagnachmittag ging es um Forschungen zu hallstattzeitlichen Herrenhöfen. Den Anfang machte Dr. Andreas Stele mit einer Zusammenfassung zu 44 Jahren geophysikalischer Forschungsgeschichte. Dr. Ludwig Husty und Simon Cichy stellten Gräber, ein Grabenwerk und den Herrenhof von Straßkirchen-Wasserwerk vor. Dr. Thomas Richter referierte über den abgebrannten Herrenhof von Essenbach-Altheimer Feld, wo Massen gut erhaltenen Hüttenlehms entdeckt wurden, den Dr. Janine Fries-Knoblach genauer vorstellte. Prof. Dr. Thomas Saile und Mitarbeiter entwirrten und datierten durch Nachgrabungen den altbekannten Herrenhofkomplex von Hascherkeller/Altheim. Dr. Florian Eibl und Kollegen rundeten den informationsreichen Tag mit ihrem Bericht über den ungewöhnlich großen Herrenhof von Eichendorf-Ost samt gut dokumentiertem Torhaus und besonderen Funden ab.
Der Niederbayerische Archäologentag 2023 ist für den 21.-23.4. geplant.
Gesamtbayerische Archäologietagung 2021 in Mindelheim mit Mitgliederversammlung
Lesen Sie hier unseren ausführlichen Tagungsbericht mit unserem herzlichen Dank an Karin Eben für den Text und Dr. Janine Fries-Knoblach für die Bilder.
Jahrestagung der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. 2020
Die gesamtbayerische Archäologietagung fand vom 01.-03.11.2019 in Würzburg statt. Sie wurde gemeinsam mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und dem Museum für Franken in Würzburg durchgeführt. Tagungsort war die Neubaukirche - eine ehemalige Universitätskirche und profanierte Renaissancekirche, die heute der Universität Würzburg als Aula dient und zu den bedeutendsten Kirchenbauten der Renaissance nördlich der Alpen gerechnet wird.
Den Abendvortrag am Eröffnungstag hielt Dr. Michael Hoppe zum "Keltischen Fürstensitz auf dem Würzburger Marienberg".
Der Schwerpunkt der Vorträge am Samstag lag auf der kommunalen Stadtarchäologie in ganz Bayern. Außerdem wurden die neuesten Grabungsergebnisse aus dem Stadtgebiet von Würzburg vorgestellt.
Nach unserer Mitgliederversammlung stand ein weiterer Festvortrag von Prof. Dr. Frank Falkenstein zu bronzezeitlichen Flussfunden in Süddeutschland auf dem Programm. Im Anschluss lud die Gesellschaft in Kooperation mit dem Landesamt zum Empfang in das Foyer der Neubaukirche ein.
Am Sonntag fand traditionell eine Exkursion in das Umfeld des Tagungsorts statt. Neben dem frührömischen Legionslager Marktbreit, der mittelneolithischen Kreisgrabenanlage Hopferstadt und weiteren Geländedenkmälern wurde auch das im Aufbau befindliche Museum für Franken besichtigen.
Aus Anlass des 35-jährigen Bestehens der Bayerischen Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. (BGfU) fand am 13./14. 07. 2019 im historischen »Sommerkeller« von Bernried am Starnberger See eine gemeinsame Tagung mit der GfA statt.
Zunächst gaben sich vier Grußredner die Ehre, der Bernrieder Bürgermeister Josef Steigenberger, der Bayerische Landeskonservator Prof. Dr. C. Sebastian Sommer, der Vorsitzende der BGfU und archäologische Forschungstaucher PD Dr. Tobias Pflederer sowie der Vorsitzende der GfA Prof. Dr. Bernd Päffgen. Während Steigenberger von heiteren Begegnungen der Bernrieder mit rätselhaften Tauchern berichtete und für das rege Interesse der Gemeinde an den Archäologiebefunden dankte, lobte Sommer die großen Leistungen und den ehrenamtlichen Einsatz der BGfU-Mitglieder für die bayerische Archäologie.
Vorträge im "Sommerkeller", 18. Jh., dem alten Bierkeller des Klosters
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Pflederer wiederum dankte der Gemeinde Bernried für die herzliche Aufnahme und gute Zusammenarbeit bis hin zur Bewirtung mit Weihnachtsplätzchen bei frostigen Wintertauchgängen. Als Dankeschön erhielten Steigenberger und Päffgen detailgetreue Kleinmodelle des »Einbaums von Bernried « aus dem 3-D-Drucker überreicht. Päffgen schloss die Vorreden mit einem kurzen Überblick über die bayerische »Pfahlbauforschung« seit 1863 und Dankesworten an die Vorredner ab.
Im weiteren Verlauf der Tagung ging es um die Themenblöcke »Unterwasserarchäologie Starnberger See« am Samstag sowie »Unterwasserarchäologie in Bayern « und »Auslandsprojekte der BGfU« am Sonntag. Von den acht Vorträgen am Samstag behandelten drei die unmittelbare Umgebung Bernrieds. An der Seeuferzone am Kloster konnten zahlreiche Funde aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und der nachfolgenden Neugründung des Klosters geborgen werden.
Blick in den malerischen Garten von Kloster Bernried
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Die Umweltgeschichte der Gegend wurde anhand von Umweltarchiven wie Seesedimenten und organischen Resten untersucht. Der bedeutendste Einzelfund von Bernried ist ein neuzeitlicher nachenförmiger Einbaum, der zunehmend zerfällt und zeigt, wie gefährdet das archäologische Erbe in bayerischen Seen ist. Den Abschluss des Vormittags bildete ein Vortrag zum »Schindelwrack « im Starnberger See, dessen Fracht aus Schieferschindeln um 1900 aus Wales kam und dessen verlorene Bugschnecke im Museum Starnberger See dank virtueller Einpassung in ein exaktes 3-D-Modell identifiziert wurde.
Am Nachmittag standen die jungneolithische Pfahlbaustation von Kempfenhausen am NO-Ende des Starnberger Sees und drei Vorträge zur Roseninsel im Mittelpunkt. Die einphasige Siedlung von Kempfenhausen wurde im späten 38. Jh. v. Chr. gebaut und ist vor allem durch den Fund eines 2 m langen Bastseils und frühe Kupferfunde bekannt.
Diese weisen Bezüge zur Mondseegruppe auf, während die Keramik auch Verbindungen nach Westen zur Pfyn-Altheimer Kultur anzeigt.
Altar mit Pietà des 14. Jh. in der Gruftkapelle der Hofmarkskirche
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Die Roseninsel ist seit 2011 eine von 111 Seeufersiedlungen des UNESCO-Weltkulturerbes »Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen«, zu dem seit 2016 jährlich ein Welterbe-Informationstag stattfindet. In den Beständen der Archäologischen Staatssammlung München wurden 28 mediterrane Altfunde der Roseninsel eingehend untersucht mit dem Ergebnis, dass es sich – anders als bei einer 2002 gefundenen Scherbe eines ostmediterranen Glasgefäßes der Eisenzeit – nicht um Bodenfunde, sondern um Reisemitbringsel des 19. Jhs. handelt. An prähistorischen Kulturgruppen sind auf der Roseninsel nun Südostbayerisches Mittelneolithikum (SOB), Münchshöfen, Altheim/Cham, Früh- und Mittelbronzezeit, Eisen- und Römerzeit bezeugt.
Der Samstag fand seinen geselligen Ausklang beim gemeinsamen Abendessen im hölzernen »Salettl« (Gartensaal) des Landgasthofs Drei Rosen. Wer danach noch Kondition hatte, konnte auf Einladung des Freundeskreises Samoreau-Bernried beim »Französischen Lichterfest« (Fête des Lumières) mit französischen Spezialitäten und Weinen weiterfeiern.
Der Sonntag begann mit einem Rückblick auf 35 Jahre BGfU einschließlich des halben Jahrzehnts vor ihrer Gründung durch Hubert Beer, dem anschließend für seine herausragenden Verdienste um die bayerische Archäologie die Rainer-Christlein-Medaille der GfA verliehen wurde. Beer begann mit 17 Jahren mit Tauchuntersuchungen in Bayern. Nachdem er die anfängliche Skepsis der Behörden überwunden und das nötige Fachwissen erworben hatte, leitete er 1984 die erste genehmigte Ausgrabung bei Leoni. Bedeutende Untersuchungen wie in Kempfenhausen, an der Roseninsel oder an der römischen Donaubrücke von Stepperg folgten, seit 1994 zunehmend auch im Ausland. In seiner Laudatio rief Päffgen den Bayerischen Landesarchäologen Rainer Christlein als Vater der GfA, des Archäologischen Jahrs und Initiator moderner Techniken wie Luftbildarchäologie oder Geophysik sowie die sieben früheren Preisträger in Erinnerung. Beer, studierter Architekt und heute Immobilienmanager, habe durch seinen jahrzehntelangen ehrenamtlichen Einsatz und die Gründung der BGfU der bayerischen Archäologie große Dienste erwiesen und zahlreiche Ausgrabungen und Publikationen vorzuweisen. Er erhielt bereits 1994 die Bayerische Denkmalschutzmedaille.
Frühmittelalterliche Chorschrankenplatte in der Klosterkirche
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Übergabe des Einbaummodells: GfA-Vorsitzender Prof. Bernd Päffgen, Bürgermeister Josef Steigenberger und Robert Angermayr von der BGfU (von links)
Im zweiten Block des Vormittags ging es um Einbäume aus bayerischen Gewässern im Allgemeinen und das bislang älteste bayerische Wasserfahrzeug aus Wasserburg am Bodensee und sein Umfeld im Besonderen. Dieser 2015 wiederentdeckte und noch fast 7 m lange Einbaum wurde aus einer Eiche mit 1,3 m Stammdurchmesser hergestellt und wird noch bis 2021/22 konserviert. Seine Datierung auf ca. 1124 +/- 10 v. Chr. überrascht, weil sie rund 50 Jahre früher als die bekannten spätbronzezeitlichen Seeufersiedlungen des Bodensees ist.
Am Sonntagnachmittag ging es mit Vorträgen zu Kroatien, Tunesien und Sizilien hinaus in die »weite Welt«. Eine Untersuchung beschäftigte sich mit einem römischen Wrack bei Rovinj. Auf der tunesischen Insel Djerba wurden beim antiken Meninx eine Kulturschicht mit Gebrauchsgegenständen und Pflanzen-und Tierresten sowie zwei Wracks untersucht. In Westsizilien ging es um den seit dem 8. Jh. v. Chr. Bestehenden punischen Stützpunkt Motye/Mozia, der 397 v. Chr. von Dionysios I. von Syrakus zerstört wurde. Die Tagungspausen wurden durch Postersessions und Filmvorführungen zu Tauchgängen bereichert. Beide Vortragstage fanden ihren jeweiligen Abschluss mit Führungen zu Ort und Kloster Bernried durch die Bernrieder Gemeindearchivarin Dr. Walburga Scherbaum sowie Bürgermeister Steigenberger. Der seinerzeit bei Malern und »Sommerfrischlern« beliebte Ort begeisterte mit seinen fast 40 historischen Hofplätzen ohne größere Nachverdichtung sowie die sie verbindenden ungeteerten Fußwege mit blühenden Blumensäumen, darunter der nach einem verheerenden Dorfbrand errichtete Blockbau des Stupperhauses mit reicher Bundwerkzier und Laube und das Kleinbauernhaus Afrahaus/Stallbartl (beide 17. Jh.). Auch Hofmarkskirche und Klosterkirche haben einiges zu bieten, u. a. eine bemalte Chorschrankenplatte aus der Zeit um 780 n. Chr.
Janine Fries-Knoblach
29. ARGE Treffen 2019 im südböhmischen Žumberk
Zum 29. Treffen der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft trafen sich vom 5.–8. Juni 2019 40 Archäologen und Archäologinnen aus Ostbayern, West- und Südböhmen, Ober- und Niederösterreich und als weit gereister Gast der langjährige ARGE-Teilnehmer Wolfgang David, der neue Direktor des Archäologischen Museums in Frankfurt. Die Hauptorganisation der diesjährigen Tagung lag in den Händen von Ondřej Chvoika von der Philosophischen Fakultät der Südböhmischen Universität in České Budějovice/Budweis –Südböhmisches Museum, der die Tagungsteilnehmer in den etwa 30 km südlich von Budweis gelegenen malerischen Ort Žumberk/Schumberg einlud.
ARGE Teilnehmer 2019 vor der frisch renovierten Bastion der Festung Žumberk (Foto: A. Töröková)
Beherrschendes Bauwerk der in der Mitte des 13. Jahrhundert gegründeten Siedlung ist neben der gotischen Kirche die ursprünglich aus dem 15. Jahrhundert stammende und dann renaissancezeitlich umgebaute Festung, in der sich seit Mitte der 1970er Jahre eine Außenstelle des Südböhmischen Museums befindet, deren Räumlichkeiten bestens für die ARGE-Tagung geeignet waren. Von offizieller Seite wurden die Tagungsteilnehmer vom Dekan der Philosophischen Fakultät der Südböhmischen Universität doc. Ph. Dr. Ondřej Pešek, Ph.D. und vom Direktor des Südböhmischen Museums Ing. František Štangl (beide Budweis) begrüßt.
Als Generalthema wurden für das diesjährige Treffen „Grabhügel aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit“ gewählt, das in 16 Referaten und in drei Postern unter unterschiedlichsten Gesichtspunkten behandelt wurde. Ausschlaggebend für die Themenwahl waren vor allem neue Erkenntnisse und neue Grabungsergebnisse zu böhmischen Grabhügeln. Um bayerische Referenten bemühten sich vor allem Gabriele Raßhofer und Ruth Sandner vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege aus Regensburg/Thierhaupten, von tschechischer Seite die Kollegen Ondřej Chvojka und Miloslav Chytráček und von oberösterreichischer Seite Mag. Heinz Gruber vom österreichischen Bundesdenkmalamt.
Exkursionsteilnehmer vor dem Denkmal von Jan Žižka in Trocnov (Foto. O. Chvojka)
Rechtzeitig zu Tagungsbeginn konnte auch der 27. Band der Fines Transire, des Publikationsorgans der ARGE-Tagungen, aus dem Jahr 2017 präsentiert werden, der neben der Ernst-Pietsch-Stiftung Deggendorf, den Kulturstiftungen des Bezirks Niederbayern und des Landes Oberösterreich, sowie dem Österreichischen Bundeskanzleramt auch von unserer Gesellschaft für Archäologie in Bayern gefördert wurde. Der chronologische Bogen der vorgestellten Referate spannte sich von der Bronze- und Hallstattzeit bis ins frühe Mittelalter bzw. in die Slawenzeit und wurde durch Überblicksvorträge zur Verbreitung und Forschungsgeschichte aus Ostbayern und Oberösterreich ergänzt.
Die Busexkursion am Freitagnachmittag führtedie Tagungsteilnehmer zuerst in den nahe gelegenen Ort Plav zu einem der am besten erhaltenen vorgeschichtlichen Hügelgräberfelder der Budweiser Gegend, wo im Wald heute noch 35 Grabhügel der Bronze- und Hallstattzeit zu sehen sind. Nach einem Abstecher nach Doudleby, einem ehemaligen přemyslidenzeitlichen Machtzentrum mit einem beeindruckenden frühmittelalterlichen Burgwall des 10.-13. Jahrhunderts n. Chr., ging die Exkursion in die Gemeinde Ostrolovský Újedz, wo sich im Wald Štěpánka ein etwa 90 Grabhügel umfassendes Hügelgräberfeld des 9. Jahrhunderts n. Chr. befindet, das auffallend in Reihen angelegt eines der größten frühmittelalterlichen Grabhügelfelder in ganz Südböhmen darstellt. Den Abschluss bildete der Besuch des mittelalterlichen Hofes in Trocnov, in dem Jan Žižka, einer der bedeutendsten Heerführer der Hussitenkriege, geboren wurde. Unweit des Hofes erhebt sich ein monumentales steinernes Denkmal mit der Statue Jan Žižkas, das 1960 von Josef Malejovský geschaffen wurde.
Mit einer etwas kleineren Teilnehmergruppe wurde am Samstag die Burg in Nové Hrady besichtigt, deren slawische Ursprünge im 10. Jahrhundert n. Chr. liegen sollen, deren erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1279 stammt und die lange Zeit im Besitz der Herren von Rosenberg war. Wenige Kilometer südwestlich von Nové Hrady liegt Horní Stropnice mit seiner ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kirche St. Nikolas, die nach einem Brand 1486 dreischiffig umgebaut und nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg in den darauf folgenden Jahrhunderten vor allem im Innenraum sukzessiv umgebaut und 2007 renoviert wurde. Den Abschluss der diesjährigen ARGE-Tagung bildete die barockzeitliche Wallfahrtskirche in Dobrá Voda, deren überreiche barocke Innenausstattung sehr beeindruckte und deren Quellwasser wundertätige Wirkung zugeschrieben wird.
Die nächste ARGE-Tagung findet vom 24. - 27. Juni 2020 im oberpfälzischen Flossenbürg statt.
Ludwig Husty
"38. Niederbayerische Archäologentag" in Deggendorf
... Zwischen Kalkriese und Bedaium ...
Prof. Dr. Salvatore Ortisi beim Festvortrag (Foto: Kreisarchäologie Deggendorf)
Bereits zum 38. Mal fand vom 26.–28. April 2019 in der Deggendorfer Stadthalle der Niederbayerische Archäologentag statt.
Eingeladen dazu hatten die Kreisarchäologien Straubing-Bogen und Deggendorf, die VHS Deggendorfer Land, der Geschichtsverein Deggendorf und natürlich unsere Gesellschaft für Archäologie in Bayern, die die Tagung wieder großzügig unterstützt hat, handelt es sich doch um die wichtigste und bedeutendste archäologische Frühjahrstagung in Bayern.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Straubing-Bogener Kreisarchäologen Dr. Ludwig Husty, der seit einigen Jahren die Hauptorganisation dieser Tagung innehat, ergriff als erster Grußwortredner in der fast bis auf den letzten Platz gefüllten Deggendorfer Stadthalle der bayerische Minister für Kultus und Wissenschaft Bernd Sibler das Wort. Er zeigte sich angesichts der zahlreichen Besucher sehr erfreut über den großen Zuspruch und das Interesse an der Archäologie Niederbayerns, betonte ausdrücklich die Bedeutung und Wichtigkeit der archäologischen Tätigkeit und dankte ausführlich den Organisatoren sowie allen niederbayerischen Kommunalarchäologen für ihre Arbeit in der Erforschung und Bewahrung der ältesten Geschichte Niederbayerns. Er sprach auch die nach wie vor nicht optimale Lösung der räumlichen Situation der Geschäftsstelle unserer Gesellschaft an und versprach den anwesenden Gesellschaftsmitgliedern, darunter neben unserem 1. Vorsitzenden Prof. Dr. Bernd Päffgen fast die gesamte Vorstandschaft, sich zeitnah um eine Verbesserung und Lösung zu kümmern.
Begrüßung der Exkursionsteilnehmer vor dem Römermuseum Bedaium durch Frau Petra Krammer M.A. (Foto: Husty Kreisarchäologie Straubing-Bogen)
Mit einem launigen »Salvete« begrüßte der stellvertretende Deggendorfer Landrat Roman Fischer das Publikum, schlug den Bogen von den Römern zu den Nibelungen und wies damit nicht nur auf den wichtigen Niederbayerischen Archäologentag hin, sondern hob die qualitätvolle Arbeit des Deggendorfer Kreisarchäologen Stefan Hanöffner M.A. besonders hervor, verbunden mit dem sicher nicht ganz ernst gemeinten Wunsch, »den Schatz der Nibelungen bitte im Landkreis Deggendorf zu finden«.
Auch seitens des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, vertreten durch Abteilungsleiter Dr. Walter Irlinger, wurde angesichts des jahrzehntelangen Engagements und des nach wie vor anhaltenden Zuspruchs zur Tagung den Organisatoren gedankt und an verschiedenen Bespielen aus der kommunalarchäologischen Arbeit auf die nicht mehr verzichtbare Partnerschaft zwischen Kommunalarchäologie und Landesamt für Denkmalpflege hingewiesen.
Wie die letzten Jahre führte der Straubinger Kreisarchäologe und unser stellvertretender Vorsitzender Ludwig Husty in die Tagung ein. Dem Dank an die Grußwortredner folgten einige kritische Bemerkungen zur aktuellen Stellenbesetzung der Kreisarchäologie im Landkreis Passau. Anschließend wurde der neue Band der Vorträge des Niederbayerischen Archäologentags vorgestellt, der mit großzügiger Unterstützung unserer Gesellschaft gedruckt worden ist. In dem recht umfangreichen Werk konnten fast alle Vorträge des letzten Archäologentags vorgelegt werden.
Den traditionell am Freitagabend abgehaltenen Festvortrag bestritt Prof. Dr. Salvatore Ortisi vom Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, der die Zuhörer nach Kalkriese entführte und den aktuellen Stand seiner Forschungen zur Varusschlacht vorstellte. Anhand zahlreicher Bilder, aktueller Pläne und neuester Forschungsergebnisse gelang es Prof. Ortisi, einen eindrucksvollen und nachhaltigen Einblick in die für das römische Reich schicksalsreiche Zeit um 9 n. Chr. an der germanischen Grenze zu vermitteln. Lang anhaltender Beifall belohnte den Festvortragenden, der damit aber auch bereits auf das samstagnachmittägliche provinzialrömische Schwerpunktthema hinführte.
Der Samstagvormittag gehörte wie gewohnt den aktuellen Grabungs- und Forschungsergebnissen der niederbayerischen Archäologie. Neben Kollegen aus den Kommunalarchäologien, der Museumslandschaft Niederbayerns und den Universitäten konnten sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag aktuelle universitäre Abschlussarbeiten junger Kollegen und Kolleginnen präsentiert werden, womit dem Wunsch der Organisatoren und auch unserer Gesellschaft nach einem öffentlichen Forum für junge Wissenschaftler wieder entsprochen werden konnte.
Führung im Keltendorf Stöffling (Foto: Husty Kreisarchäologie Straubing-Bogen)
Wie vergangenes Jahr wurde am Samstagnachmittag ein Schwerpunkt gewählt, der diesmal der provinzialrömischen Archäologie gewidmet wurde. Interessante und spannende Grabungsergebnisse zum römischen Passau, zu Künzing oder Straubing sowie dem interessanten Weg vom römischen Iuvavum zum erzbischöflichen Zentrum Salzburg rundeten mit fünf Referaten einen gelungenen Vortragstag ab.
Die Exkursion an den Chiemsee startete am Sonntagvormittag mit zwei vollbesetzten Bussen in die Römerregion Chiemsee. Erstes Exkursionsziel war Seebruck – das römische Bedaium – am Nordrand des Chiemsees, wo die Exkursionsteilnehmer von Frau Petra Krammer M.A. empfangen wurden. Nach einführenden Worten zu Bedaium, aber auch zur Idee verschiedener Gemeinden in der Region, sich mit ihrer archäologischen Vergangenheit zusammenzuschließen und dies touristisch zu nutzen, wurden die knapp 100 Exkursionsteilnehmer sowohl im Römermuseum Seebruck als auch im Rahmen einer Ortsführung mit den wichtigsten Stationen Bedaiums vertraut gemacht. Viel zu schnell verging die Zeit, da der Aufbruch zum nahe gelegenen Stöffling auf der anderen Seite der Alz mahnte. Am Nachbau einer keltischen Kleinsiedlung wurde hier sowohl auf keltisches Siedlungsgeschehen in der Region hingewiesen als auch die Kontinuität von der Spätlatènezeit zur römischen Kaiserzeit diskutiert.
Nach einer bestens organsierten Mittagspause in Truchtlaching stand ein Fußmarsch zu einer benachbarten Viereckschanze an, der leider etwas verregnet war. Trotzdem konnte beim nachgebauten Tor und den noch im Gelände sichtbaren Wällen trefflich über keltische Viereckschanzen, deren Forschungsstand Stefan Hanöffner kurz zusammenfasste, gesprochen werden. Den Abschluss der Exkursion, die vom Ausgangspunkt Chiemsee weiter Richtung Norden Alz abwärts führte, bildete das kleine, aber feine und kaum bekannte vor- und frühgeschichtliche Museum in Garching an der Alz, ausgestattet mit Funden aus der Region, darunter das bedeutende, leider nur in Kopie vorhandene, Wagengrab von Hart an der Alz. Gleichzeitig wurde die Möglichkeit geboten, eine der ersten Arbeiter- und Angestelltensiedlungen samt Wohnung eines sozialen Wohnprojektes zu besichtigen, das Anfang des 20. Jhs. von Industriellen aus Garching an der Alz für ihre Mitarbeiter der damals in Garching angesiedelten Karbidwerke errichtet wurde.
Dieser interessante und willkommene Blick über den archäologischen Tellerrand hinaus rundete nicht nur einen informativen Exkursionstag, sondern auch einen gelungenen 38. Niederbayerischen Archäologentag ab. Der nächste Niederbayerische Archäologentag findet vom 24.–26. April 2020 statt.
Ludwig Husty
Jahrestagung 2018 in Oberaudorf
Vom 26.–28. Oktober 2018 fand im Kursaal der malerischen Gemeinde Oberaudorf unsere gut besuchte Jahrestagung statt. Der Tagungsort war Bürgermeister Hubert Wildgruber sowie der Initiative des Historischen Vereins Audorf e. V. verdankt, dessen Vorsitzender Norbert Schön und sein Stellvertreter Michael Steigenberger vor Ort mit Rat und Tat behilflich waren. Um die Vorbereitung der Tagung kümmerten sich neben dem Vorstand der Gesellschaft vor allem Dr. Jochen Haberstroh und Dr. Walter Irlinger vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.
Der Freitag stand im Zeichen der Archäologie in der Region Oberaudorf, wobei die Referenten den Bogen von der Bronzezeit auf dem Petersberg über den Burgberg von Oberaudorf in der Eisenzeit bis zu den mittelalterlichen Burgen Grafenloch, Falkenstein und Auerburg spannten. Nach einem Abendvortrag von Prof. Dr. Wolfgang Czysz zu den mittelalterlichen Mühlsteinbrüchen im Inntal, der auf die sonntägliche Exkursion vorbereitete, fand der Abend einen heiteren Ausklang in einer nahegelegenen Gaststätte.
Am Samstag ging es um neue Ergebnisse der Archäologie Oberbayerns, die von der Latènezeit in Manching und Pliening über die Römerregion Chiemsee und die spätantike Siedlung von München-Freiham bis in die jüngste Vergangenheit reichten, die mit einem eindringlichen Vortrag zur Archäologie im Außenlager Allach des Konzentrationslagers Dachau vertreten war.
Am Nachmittag fand die Mitgliederversammlung statt, bei der der Vorsitzende, Prof. Dr. Bernd Päffgen, zunächst einen Überblick über die Tätigkeit der Gesellschaft gab. Dem Thema Archäologie und Ehrenamt gilt das besondere Augenmerk der Gesellschaft, und auch im Berichtszeitraum wurden wieder Mitglieder mit der Denkmalschutzmedaille geehrt. Auch die Homepage kann nur durch den ehrenamtlichen Einsatz von Dagmar Schmauder am Laufen gehalten werden.
Ein weiteres wichtiges Thema war die Situation der Gesellschaft nach der im Mai 2018 überraschend erfolgten räumlichen und personellen Trennung vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Eine Unterbringung im Puchheimer Industriegebiet wurde dank der hilfreichen Vermittlung durch das Ehepaar Melzl, langjährigen Mitgliedern der Gesellschaft, gefunden (siehe unsere neuen Kontaktdaten umseitig und auf der Homepage).
Ein kleines Highlight der Mitgliederversammlung waren die Präsentationen der Preisträger des Archäologiepreises Schule (siehe Bericht in Mitteilungen 3–2018), die deutlich machten, dass auch und gerade junge Menschen trotz aller virtuellen Ablenkungen mit etwas Anleitung für Archäologie zu begeistern sind.
Nach einem anstrengenden Tag voller Informationen war der archäologische Spaziergang mit Dr. Walter Irlinger durch Oberaudorf trotz der nassen Witterung eine willkommene Abwechslung, bei der es die Ruine der um 1320 von Kaiser Ludwig dem Bayern erbauten Auerburg ebenso zu sehen gab wie das liebevoll und informativ gestaltete Audorfer Museum im Burgtor. In diesem führten Mitglieder des Historischen Vereins Audorf e. V. durch die Abteilungen zur fossilienreichen Geologie der nördlichen Kalkalpen, zur frühen Besiedlung des Inntals seit der Jungsteinzeit, zur Innschifffahrt bis zum Bau der Eisenbahn 1858, zur 1745 zerstörten Auerburg, zu den 1542 erstmals bezeugten Audorfer Gebirgsschützen und zum frühen Fremdenverkehr.
Am Sonntag ging es bei deutlich besserem Wetter unter Prof. Czysz’ unermüdlicher und sachkundiger Führung mit dem Bus und zu Fuß kreuz und quer durchs Inntal. Im Steinbruchgelände Biber in Brannenburg erhielten die Teilnehmer im Steinbruch Feicht eine eindrucksvolle Führung des Inhabers mit Vorführungen des Spaltens von Nagelfluh mit Keilen und einer altehrwürdigen Steinsäge zum Herstellen von Platten. Dem folgte eine Rundwanderung zur barocken Wallfahrtskirche St. Maria Magdalena, auf dem viele Relikte des mittelalterlichen Mühlsteinabbaus am Wegesrand zu begutachten waren.
Im Anschluss wurde, nachdem eine die Anfahrt blockierende Feuerwehrübung endlich beendet war, die Wassermühle Müller in der Nähe von Nußdorf besichtigt. Nach dem Mittagessen in Nußdorf gab es unter ortskundiger Leitung der Mühlenführerin Michaela Firmkäs eine kleine Wanderung entlang des innerörtlichen Nußdorfer Mühlenwegs mit stattlichen historischen Gebäuden und einem großen Mühlgerinne. Die aufmerksamen Teilnehmer lernten Getreidemühlsteine von »Kollersteinen« für die Ölgewinnung oder seit ca. 1790 aus der Champagne importierten »Franzosensteinen« aus mehreren Teilstücken unterscheiden.
Den krönenden Abschluss bildete bis zum Einbruch der Dunkelheit die Besichtigung des Steinbruchgeländes Hinterhör in Altenbeuern, das zu den »100 schönsten Geotopen Bayerns« gehört. Hier lassen sich an den verbliebenen Steilwänden des durch Mühlsteinabbau größtenteils abgetragenen Hörer Bergs die Spuren unterschiedlicher schräger, vertikaler und horizontaler Abbautechniken von der Karolingerzeit bis zur Neuzeit anhand der Mühlsteinabrisse und -rohlinge besonders gut ablesen.
Nach so viel einzigartiger Mühlenarchäologie wurden auf der Heimfahrt am Abend manchem die Lider schwer wie Mühlsteine…
Vorgeschichte im Grenzgebirge - 28. ARGE-Treffen 2018 im niederbayerischen Kloster Niederaltaich
Bereits zum 28. Mal trafen sich Archäologen aus Ostbayern, West- und Südböhmen, Ober- und Niederösterreich zum Treffen der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft, das vom 13. bis 16. Juni 2018 im niederbayerischen Niederalteich im Landkreis Deggendorf stattfand. Die Hauptorganisation lag in den Händen des ehemaligen Deggendorfer Kreisarchäologen und Mitbegründers der ARGE, Dr. Karl Schmotz, tatkräftig unterstützt von seinem Nachfolger Stefan Hanöffner M.A. sowie dem Kreisarchäologen des Landkreises Straubing-Bogen Dr. Ludwig Husty und Dr. Ruth Sandner vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.
Die Tagung fand im Kloster Niederaltaich in den bestens geeigneten, neu renovierten Räumlichkeiten des Bildungshauses und der Landvolkshochschule St. Gunther statt. Um bayerische Referenten bemühten sich Karl Schmotz und Stefan Hanöffner sowie Ruth Sandner und Gabriele Raßhofer vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege aus Regensburg, von tschechischer Seite die Kollegen Ondrej Chvojka und Miloslav Chytrácek und von oberösterreichischer Seite Mag. Heinz Gruber.
In 16 Referaten wurde das Rahmenthema „Vorgeschichtliche Nutzung des Grenzgebirges“ sowohl von archäologischer als auch naturwissenschaftlicher Seite behandelt und sollte den gegenwärtigen Kenntnisstand zur Situation im Bayerischen und Oberpfälzer Wald sowie Böhmerwald/Šumava und Ceskýles/Böhmischer Wald, eingeschlossen natürlich auch den im oberösterreichischen Mühlviertel gelegenen Anteil des Böhmerwaldes, darstellen.
Wie die Jahre zuvor konnte auch dieses Jahr wieder ein Tagungsband präsentiert werden, der neben der Euregio Bayerischer Wald-Böhmerwald-Unterer Inn, der Ernst-Pietsch-Stiftung Deggendorf, der Kulturstiftung des Bezirks Niederbayern und des Westböhmischen Museums auch von unserer Gesellschaft für Archäologie in Bayern finanziert wurde. Der chronologische Bogen spannte sich vom Paläolithikum beidseits des Bayerisch/Böhmischen Waldes bis zu vor- und frühgeschichtlichen Burgwällen und Höhenfundstellen. Wichtig und aufschlussreich waren neben naturwissenschaftlichen Vorträgen, die sich u.a. mit Pollenanalysen und vegetationsgeschichtlichen Aspekten beschäftigen, Überlegungen zu Verkehrswegen durch das Mittelgebirge.
Die freitägige Exkursion führte nach einer Kurzführung durch die Niederaltaicher Basilika auf den Burgberg bei Winzer, der erstmals 1005 urkundlich erwähnt wurde. Die Burgruine liegt auf einem exponierten Burgkegel, der an drei Seiten steil zur Donauebene abfällt. Von der im Kern frühmittelalterlichen Burg, die gegen das Hinterland mit zwei Abschnittsgräben gesichert war, haben sich nur geringe Mauerreste erhalten, deren heutiges Erscheinungsbild wie z.B. die markanten Rundbögen, Teil einer Restaurierung des 19. Jhs. sind. Eine der bedeutendsten mittelneolithischen Kreisgrabenanlagen, die zum Teil in der Mitte der 1990er Jahre gegraben wurde, liegt auf einem kleinen Höhenrücken nordwestlich des Künzinger Ortsteils Unternberg und bildete den zweiten Exkursionspunkt. Die zweiphasige Grabenanlage, die inmitten einer wohl gleichzeitigen Siedlung lag, besticht vor allem durch seine extremen, bis zu 5 m tiefen Spitzgräben, seiner Importkeramik aus dem Lengyel-Raum und der durch 14C Datierungen gewonnenen Nutzungsdauer der Kreisgrabenanlage von der zweiten Hälfte des 49. Jhs. bis etwa in die Mitte des 48. Jhs.
Zum Abschluss der freitägigen Exkursion führte die Route zu einem der bedeutendsten obertägig noch sichtbaren Geländedenkmäler des Deggendorfer Landkreises, die »Bürg« in Oberpöring. Diese auf einem etwa 23 m über der Talniederung der Isar aufragenden Sporn gelegene frühmittelalterliche Burganlage, die gegen das Hinterland mit zwei imposanten, 15 m tiefen und ca. 400 m langen Gräben befestigt war, weist einen Innenraum von etwa 2,8 ha auf. Lesefunde der Altheimer Kultur sowie der Bronze-und späten Hallstattzeit belegen eine vorgeschichtliche Nutzung des Geländes, Grabungen des BLfD im Jahre 1975 dann eine frühmittelalterliche Nutzung seit dem 7. bis ins 10. Jh. n. Chr. Beim gemeinsamen Abendessen direkt an der Donau in der Mühlhammer Schleife klang der Exkursionstag aus.
Die samstägige Exkursion führte die verbliebenen Tagungsteilnehmer in den Winzerer Ortsteil Flintsbach, der durch die Lagerstätten von Hornstein, der wie Grabungen nachgewiesen haben bereits im Mittelneolithikum intensiv abgebaut wurden, von großer prähistorischer Bedeutung war. Eingangs wurde vom Bürgermeister der Gemeinde Winzer Jürgen Roith den Exkursionsteilnehmern das Kalk- und Ziegelmuseum in Flintsbach ausführlich erläutert, das u.a. durch den bis 1968 betriebenen großen Ringofen, in dem Kalk- und Ziegel gebrannt und der den Ausgangspunkt für das Museum bildete, von überregionalem kulturhistorischem Interesse ist. Neben dem großen begehbaren Ringofen befindet sich in einem Schutzbau ein in Essenbach bei Landshut gefundener großer römischer Ziegelofen.
Die nächste ARGE Tagung findet vom 5. Bis 8. Juni 2019 im südböhmischen Žumberk statt.
"37. Niederbayerischer Archäologentag" in Deggendorf
Der 37. Niederbayerische Archäologentag fand vom 20. – 22. April 2018 wie üblich in der Deggendorfer Stadthalle statt.
Dazu eingeladen hatten die Straubinger und Deggendorfer Kreisarchäologen, der Deggendorfer Geschichtsverein, die Volkshochschule Deggendorfer Land und die Gesellschaft für Archäologie in Bayern. Die Organisation dieser wichtigsten archäologischen Tagung in Ostbayern lag hauptverantwortlich in den Händen des Straubing-Bogener Kreisarchäologen Dr. Ludwig Husty, der dabei vom Deggendorfer Kreisarchäologen Stefan Hanöffner, M.A. und vom Begründer der Tagung Dr. Karl Schmotz unterstützt wurde.
Trotz der sommerlichen Temperaturen an diesem Aprilwochenende war sowohl am Freitagabend als auch am Samstag die Deggendorfer Stadthalle voll besetzt, wobei wieder Besucher aus nahezu allen Teilen Bayerns, aber auch aus Österreich und Tschechien angereist waren. Wiederum konnte der Niederbayerische Archäologentag nur durch die großzügige finanzielle Unterstützung unserer mitveranstaltenden Gesellschaft für Archäologie in Bayern durchgeführt werden.
In ihren Grußworten betonten der Deggendorfer Landrat Christian Bernreiter, der Regierungsvizepräsident von Niederbayern Dr. Helmut Graf und unser 1. Vorsitzender der Gesellschaft für Archäologie in Bayern Prof. Dr. Bernd Päffgen die Bedeutung dieser öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung für die Bodendenkmalpflege in der reichen archäologischen Kulturlandschaft Ostbayerns. Dabei wurde von allen Grußwortrednern auch die wichtige Arbeit der Kommunalarchäologen für die verschiedenen niederbayerischen Landkreise bzw. Städte besonders hervorgehoben. Wie in den vergangenen Jahren führte der Kreisarchäologe des Landkreises Straubing-Bogen und Hauptorganisator der Tagung Dr. Ludwig Husty in die Tagung ein. Neben dem Programm und einem kurzen Abriss über einige wichtige regionale, aber auch überregionale archäologische Aspekte des vergangenen Jahres konnte, wie in den vergangenen Jahren, auch der neue, umfangreiche und von der Gesellschaft für Archäologie in Bayern mitfinanzierte Tagungsband des letztjährigen Archäologentages präsentiert werden.
Den Festvortrag hielt dann Prof. Dr. Dirk Krausse vom Baden-Württembergischen Landesamt für Denkmalpflege mit Dienstsitz in Esslingen, der den interessierten Zuhörern die besondere keltische Kulturlandschaft an der Oberen Donau rund um die Heuneburg näherbrachte. Großgrabhügel der keltischen Eliten, eine etwa 80 Tonnen schwere spektakuläre Blockbergung eines keltischen Frauengrabes mit außergewöhnlicher Grabausstattung, Kultplätze und Viereckschanzen beeindruckten in einem abwechslungsreichen, kurzweiligen und mit vielen computeranimierten Filmen gespickten Vortrag die Anwesenden. Mit lang anhaltendem Beifall bedankten sich die zahlreichen Besucher für den wunderbaren und spannenden Festvortrag.
Im Unterschied zum vergangenen Jahr wurde diesmal wieder einmal ein Schwerpunktthema gewählt. Der Neufund einer keltischen Viereckschanze mit römischem Import im Landkreis Dingolfing-Landau führte dazu, dass man sich mit dieser besonderen Befundgattung aus regionalem wie auch überregionalem Blickwinkel auseinandersetzte.
Nach einer kurzen Einführung durch Dr. Ludwig Husty und dem nochmaligen Dank an die mitveranstaltende Gesellschaft für Archäologie in Bayern für die Förderung wurden dann am Samstagvormittag in sieben Vorträgen spannende, neue und überraschende Ergebnisse aus der reichen Fundlandschaft Niederbayerns präsentiert. Der chronologische Bogen spannte sich diesmal vom Paläolithikum bis ins frühe Mittelalter. Wiederum waren praktisch alle an der Niederbayerischen Archäologie beteiligten Institutionen wie die Kommunalarchäologen, Mitarbeiter vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und von der Münchner bzw. Regensburger Universität mit Vorträgen vertreten. Referenten aus Baden-Württemberg, aus dem tschechischen Budweis und dem oberbayerischen Erding, ergänzt um einen Beitrag zu den Viereckschanzen aus Plattling-Pankofen und Pocking-Hartkirchen gestalteten das nachmittägliche Schwerpunktprogramm.
Bei bestem Reisewetter starteten am Sonntagmorgen um 8 Uhr bei einer Rekordbeteiligung von über 100 Reiselustigen zwei Busse Richtung Passau. Dieses Reiseziel wurde gewählt, weil der langjährige Passauer Stadtarchäologe Dr. Jörg-Peter Niemeier das letzte Mal in seiner Funktion als Passauer Stadtarchäologe am Niederbayerischen Archäologentag teilnahm.
Erste Station war am Passauer Oberhaus, von wo aus den Exkursionsteilnehmern ein einführender Überblick zur historischen Stadttopografie gegeben wurde. Die Geschichte des Klosters Niedernburg und die Baugeschichte der Klosterkirche Hl. Kreuz wurden dann vom langjährigen Passauer Professor für Provinzialrömische Archäologie und ehemaligem 1. Vorsitzenden unserer Gesellschaft Prof. Dr. Helmut Bender eindrucksvoll nähergebracht. Er hatte sich die letzten zehn Jahre intensiv mit der Grabungsdokumentation dieses für die Stadtgeschichte äußerst wichtigen Platzes auseinandergesetzt, was auch an seinen Ausführungen beeindruckend festzustellen war. Nach einführenden Worten zur Entstehungsgeschichte des Römermuseums Boiotro durch Dr. Jörg-Peter Niemeier war die Zeit fast zu knapp, um die umfangreichen Informationen und auch interessanten Funde aus der römischen Geschichte Passaus ausreichend zu betrachten. Den Abschluss in Passau bildete die unweit vom Museum gelegene Kirche St. Severin, für die nochmals Prof. Bender mit sachkundigen Ausführungen zu Verfügung stand.
Nach nur kurzer Fahrt donauaufwärts stellte Dr. Karl Schmotz in Hausbach die einzige in Niederbayern noch aufrecht stehende, in der Romanik entstandene Rundkirche vor. Durch einen glücklichen Zufall war es dann auch möglich, in das Innere der gerade in Renovierung befindlichen Kirche zu gelangen, womit den Besuchern ein Eindruck des Raumgefühls in dieser Rundkirche, deren Anfänge des Zentralbaus im ausgehenden 11. bzw. dann 12. Jh. n. Chr. liegen dürften, vermittelt werden konnte.
Zum Abschluss der Tagesexkursion ging es auf den Frauenberg bei Hengersberg. Nach der Begrüßung durch den Hengersberger Bürgermeister Christian Mayer erläutere der frühere Kreisarchäologe Dr. Karl Schmotz sachkundig und ausführlich die früheste Baugeschichte der hier auf dem Berg stehenden Vorgängerkirche. Eine von ihm durchgeführte kleine Sondage im Jahr 2012 anlässlich der Erneuerung der Kirchenmauer erbrachte überraschenderweise einen Teil jener Rundkirche, die bereits in der Lebensbeschreibung des Hl. Gotthard um 1000 n. Chr. erwähnt und von diesem im Jahr 1006 an Lichtmess geweiht wurde. Zur Innenausstattung der heutigen Kirche gab der Deggendorfer Kreisheimatpfleger Florian Jung abschließende Erläuterungen. Leider wurde bei der aktuellen Umgestaltung des Kirchenumfelds der Deggendorfer Kreisarchäologie nicht ausreichend Gelegenheit gegeben, weitere Erkenntnisse zur frühesten Nutzung des Frauenbergs zu gewinnen.
Ludwig Husty
"Gesamtbayerische Archäologietagung" in Nördlingen
Die gesamtbayerische Archäologietagung fand vom 20. bis 22. Okt. 2017 in Nördlingen im Lkr. Donau-Ries statt und wurde gemeinsam mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege organisiert.
Tagungsort war das "Klösterle", ein ehemaliges Barfüßerkloster, das heute den Nördlinger Stadtsaal beherbergt. Die Einladung durch die Stadt Nördlingen ging auf die Initiative unserer Mitglieder Manuela und Dr. Hermann-Josef Scherrers zurück.
Eröffnung der Tagung war am Freitag, 20. Okt. um 14 Uhr. Um 18 Uhr hielt Prof. Dr. Wolfgang Czysz den Festvortrag "Archäologie im Ries". Im Anschluss Empfang der Stadt Nördlingen in den historischen Gewölbekellern des Rathauses.
Fortsetzung der Tagung am Samstag, 21. Okt. ab 9 Uhr mit aktuellen Vorträgen aus ganz Bayern. Auch Herr Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle hatte sein Kommen angekündigt.
Von 16–18 Uhr stand die Mitgliederversammlung unserer Gesellschaft auf dem Programm.
Am Samstagabend gab es Gelegenheit zu einer nächtlichen Stadtführung durch das historische Nördlingen.
Am Sonntag fand eine Exkursion ins südliche Ries statt.
Bitte melden Sie sich zur Stadtführung und zur Exkursion schriftlich an.
Arbeitsgemeinschaft an der Donauschlinge - 27. ARGE-Treffen 2017 in Schlögen, Oberösterreich.
Das Treffen der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Ostbayern, West- und Südböhmen und Oberösterreich fand vom 21. bis 24. Juni 2017 im oberösterreichischen Schlögen an der Donau statt. Die Hauptorganisation vor Ort lag in Händen von Heinz Gruber vom Landeskonservatorat Oberösterreich des Bundesdenkmalamtes in Linz und Stefan Traxler vom Oberösterreichischen Landesmuseum Linz.
Die Tagung fand im romantisch an der Donauschlinge gelegenen Seminarhotel Donauschlinge statt und wurde am Donnerstagmorgen mit Grußworten von Heinz Gruber, Bernhard Hebert (Leiter der Abteilung für Archäologie des Budesdenkmalamtes in Wien), Miloslav Chytráček (Archäologisches Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag) und Ludwig Husty eröffnet.
Dabei wurde von Husty an den kürzlich verstorbenen Bernd Engelhardt, einen der drei Initiatoren der Arbeitsgemeinschaft, mit einer Gedenkminute erinnert. Im Rahmen der Begrüßung konnte Ludwig Husty auch den neuen Band des vorletzten Treffens von 2015 im Oberpfälzischener Bärnau, herausgegeben von O. Chvojka, M. Chytráček, H. Gruber, L. Husty, J. Michálek, R. Sandner, K. Schmotz und St. Traxler vorstellen. Dass dieser Band wieder realisiert werden konnte, ist neben der Euregio Bayerischer Wald-Böhmerwald-Unterer Inn, der Ernst-Pietsch-Stiftung Deggendorf, der Kulturstiftung des Bezirks Niederbayern und der Bezirksheimatplege der Oberpfalz vor allem der Gesellschaft für Archäologie in Bayern zu verdanken.
Das im Vorjahr auf die Vorgeschichte ausgerichtete Rahmenthema "Fremdeinflüsse, Kulturaustausch und Rohstofferwerb" wurde heuer mit 15 Referaten und drei Posterpräsentationen von der spätesten Latènezeit bis zum Mittelalter weitergeführt.
Insgesamt nahmen 45 Teilnehmer/ Innen an der Tagung teil, darunter auch Jan Mařik, der neue Direktor des Prager Akademieinstituts. Bernd Päffgen führte intensiv in die Tagung ein, die dann am Donnerstag mit insgesamt 10 Vorträgen startete. Die Gemeinden Haibach und St. Agathe hatten zur Abendveranstaltung eingeladen, die von erfreulich vielen Besuchern wahrgenommen wurde. Nach den Begrüßungen der beiden Bürgermeister Franz Straßl und Franz Weissenböck schilderte Reinhardt Harreither den Stand der oberösterreichischen Landesaustellung 2018 "Die Rückkehr der Legion" und Bernhard Hebert den der Einreichung "UNESCO Welterbe Donaulimes". Daran schloss sich der Festvortrag von Wolfgang Klimesch und Stefan Traxler "RömerBad & RömerBurgus – Archäologische Forschungen in Schlögen und Oberranna" an.
Nach den Freitagsvorträgen resümierte Bernd Päffgen, begleitet von einer intensiven Diskussion, trefflich die Tagung und dankte allen Referenten, den Verfassern der Posterpräsentation und den Organisatoren der Tagung, besonders Heinz Gruber und Stefan Traxler.
Nach dem Mittagessen startete die von Heinz Gruber geleitete Exkursion mit einem Besuch des ursprünglich von Zisterziensern 1293 gegründeten Klosters Engelszell, das nach wechselvoller Geschichte seit 1925 von Trappisten betrieben wird. Die Führung durch das Stift Engelszell übernahm Abt Marianus Hauseder.
Donauabwärts in Oberanna konnte dann der aktuelle Stand der Ausgrabungen eines bereits 1840 teilweise untersuchten rechteckigen Kleinkastells, in dem im Frühjahr 2017 nach 1960 und 2012 weiter gegraben wurde, durch den Ausgräber Wolfgang Klimesch sowie Stefan Traxler vermittelt werden. Mit Hinweis auf die bevorstehende Landesausstellung wurde das Sanierungskonzept und der geplante große Schutzbau über die teilweise noch gut sichtbar mit Wandverputz versehenen Mauern dieses direkt an der Donau gelegenen Kleinkastells erläutert. Den Abschluss der Freitagsexkursion bildete die auf einem schmalen Plateau eines in der Donauschlinge gelegenen Bergkamms gelegene Ruine Haichenbach, von der aus sich den Exkursionsteilnehmern ein atemberaubender Blick über das Donautal bot.
Die abschließende Samstagsexkursion führte die noch verbliebenen Teilnehmer donauabwärts ins Eferdinger Becken. Neben dem Besuch der jüngst renovierten barocken Wallfahrtskirche Hilkering ging es dann zur beeindruckenden, 1161 erstmals erwähnten Ruine Schaunberg, die mit einer umbauten Fläche von ca. 17.500 m² einst die größte Burg im Land ob der Enns war. Der gelungene Abschluss der Tagung führte dann in das 777 erstmals erwähnte Aschach an der Donau, eine bereits im 10. Jh. wichtige Mautstätte.
Die nächste ARGETagung findet vom 13. bis 16. Juni 2018 in Niederalteich im Deggendorfer Landkreis statt.
Ludwig Husty
"36. Niederbayerischer Archäologentag" in Deggendorf
Der 36. Niederbayerische Archäologentag hat vom 28. bis 30. April 2017 in Deggendorf stattgefunden. Tagungsort war wieder die Stadthalle an der Edlmairstraße 2. Das vollständige Tagungsprogramm zum Herunterladen (pdf), der Bericht zur Tagung ist im im Mitteilungsblatt 3/2017 veröffentlicht.
Der 36. Niederbayerische Archäologentag fand vom 28.–30. April traditionell wie in den vergangenen Jahren in der Deggendorfer Stadthalle statt. Eingeladen hatten wieder die Straubinger und Deggendorfer Kreisar chäologen, der Deggendorfer Geschichtsverein, die Volkshochschule Deggendorfer Land und natürlich die Gesellschaft für Archäologie in Bayern. Die Organisation dieser wichtigsten archäologischen Tagung in Ostbayern lag hauptverantwortlich in den Händen des Straubing-Bogener Kreisarchäo logen Dr. Ludwig Husty. Unterstützung fand er durch den Deggendorfer Kreisarchäologen Stefan Hanöffner, M.A. und den Begründer der Tagung, Dr. Karl Schmotz.
Sehr erfreulich war die außerordentlich hohe Besucherzahl aus dem Inland, aber auch aus Österreich und Tschechien. In allen Grußworten wiesen der stellvertretende Deggendorfer Landrat Eugen Gegenfurthner, der Regierungspräsident von Niederbayern Rainer Haselbeck und der Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalplege Prof. Dipl. Ing. Architekt Mathias Pfeil auf die Bedeutung dieser Veranstaltung für die Bodendenkmalpflege in dieser so reichen archäologischen Kulturlandschaft in Ostbayern hin. Besonders lobende Worte fanden sowohl der Regierungspräsident als auch der Generalkonservator für die unverzichtbare Arbeit der Kommunalarchäologen für die Bodendenkmalplege in Niederbayern und für die immer wichtiger werdende Öffentlichkeitsarbeit. Wie in den vergangenen Jahren führte der Kreisarchäologe des Landkreises Straubing-Bogen und Hauptorganisator der Tagung, Dr. Ludwig Husty, in die Tagung ein. Neben dem Programm und einem kurzen Abriss über einige wichtige regionale aber auch überregionale archäologische Aspekte des vergangenen Jahres konnte, wie in den vergangenen Jahren, auch der neue, von der Gesellschaft für Archäologie in Bayern mitinanzierte Tagungsband des letztjährigen Archäologentags präsentiert werden.
Den Festvortrag hielt dann Prof. Dr. Claus-Joachim Kind vom Baden-Württembergischen Landesamt für Denkmalpflege mit Dienstsitz in Esslingen, der auf der Suche nach dem Löwenmenschen über die älteste Kunst der Menschheit sprach. So stand in den letzten Jahren die faszinierende Figur des Löwenmenschen, die während der Altsteinzeit aus Mammutelfenbein geschnitzt wurde, verstärkt im Fokus des öffentlichen Interesses. Prof. Dr. Claus-Joachim Kind leitete mehrere Grabungskampagnen in der Hohlenstein-Stadelhöhle und erläuterte in seinem Vortrag die neuesten Ergebnisse der Untersuchungen und die Entdeckung weiterer Bruchstücke des Löwenmenschen. Mit beeindruckenden Bildern entführte er die zahlreichen Besucher der Deggendorfer Stadthalle in die europäische Eiszeitkunst mit ihren spektakulären Darstellungen von Tieren und Menschen. Zum Abschluss stellte er die besondere Rolle der Schwäbischen Alb bei der Entstehung der altsteinzeitlichen Eiszeitkunst dar, weshalb hier ein Antrag zur Aufnahme in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten gestellt wurde (inzwischen in die Weltkulturerbeliste aufgenommen). Mit lang anhaltendem Beifall bedankten sich die zahlreichen Besucher für den wunderbaren und spannenden Festvortrag.
Wie im vergangenen Jahr wurde auch für den 36. Niederbayerischen Archäologentag kein Schwerpunktthema gewählt. So waren die 12 Vorträge am Samstag der niederbayerischen Archäologie gewidmet und präsentierten neue wie überraschende Ergebnisse aus der reichen Fundlandschaft Niederbayerns vom Neolithikum bis ins Hohe Mittelalter. Wiederum waren praktisch alle an der niederbayerischen Archäologie beteiligten Institutionen wie die Kommunalarchäologen, Mitarbeiter vom Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, von der Münchner Universität, aber auch aus dem Ehrenamt mit Vorträgen vertreten.
Bei bestem Reisewetter startete am Sonntagmorgen um 8 Uhr die knapp 100köpige Exkursionsgruppe mit zwei Bussen ins Altmühltal. Nach einer etwa eineinhalbstündigen Fahrt stand getrennt in zwei Gruppen eine Stadt- bzw. Museumsführung an. Danach ging die Fahrt zum Zangentor des keltischen Oppidums Alkimoennis, das als beeindruckend obertägig noch gut sichtbares Bodendenkmal den Exkursionsteilnehmern vom Kelheimer Kreisarchäologen Dr. Joachim Zuber, der die gesamte Exkursion vorbereitet hat, ausführlich erläutert wurde.
Im Anschluss daran ging die Fahrt Richtung Hienheim, wo am Limes zu Fuße eines nachgebauten römischen Wachturms auch die Mittagspause im Gelände unter freiem Himmel eingelegt wurde. Ausführlich stellte nach kurzer Fahrt Prof. Thomas Fischer den Exkursionsteilnehmern das ehemalige, etwa 1,8 ha große Auxiliarkastell von Eining mit seiner wechselvollen Geschichte von der Gründung wohl in flavischer Zeit unter Titus bis zur Zerstörung um 300 und seiner Nachnutzung bis in die Mitte des 5. Jhs. n. Chr. vor.
Der letzte Exkursionspunkt führte die Gruppe nach Oberndorf, wo die dortige, im Kern romanische und frühgotisch erweiterte, Kirche besucht wurde. Von besonderem Interesse dieser ehemaligen Herrschaftskirche war u. a. das beeindruckende romanische Portal mit Weihwasserbecken und Resten reicher gotischer Wandmalereien.
Der nächste 37. Niederbayerische Archäologentag findet vom 20.–22. April 2018 wie gewohnt in der Deggendorfer Stadthalle statt.
Jahrestagung 2016 „Archäologie in Oberbayern, im Salzburger Land und im Tiroler Oberinntal“
Termin: 27.–30. Oktober 2016
Grenzüberschreitend veranstalteten wir unsere diesjährige Herbsttagung mit der Österreichischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte in der Stadthalle in Hallein. Mitorganisatoren waren das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und das Österreichische Bundesdenkmalamt.
Die Veranstaltung wurde am Donnerstagmittag, 27.10. eröffnet, anschließend erläuterten Vorträge aktuelle Grabungen in Österreich.
Am Freitag, 28.10., wurden Mobilität und Kulturraum mit Vorträgen durch die Zeitepochen behandelt.
Am Samstag, 29.10., standen Vorträge zum Salzburger Land und Aktuelles aus Oberbayern auf dem Programm.
Nach den Vorträgen am Nachmittag fand unsere Mitgliederversammlung statt.
Für Sonntag, 30.10., führte eine Busexkursion zum Dürrnberg, ins Salzachtal und zum Karlstein.
Das 26. Treffen der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Ostbayern West und Südböhmen und Oberösterreich
2016 fand vom 22.-25. Juni im westböhmischen Pilsen statt. Eingeladen dazu hatten die Westböhmische Universität und das Westböhmische Museum in Pilsen.
Die Organisation der Tagung lag in den Händen von Pavel Vareka von der Westböhmischen Universität und Milan Metlicka.
Lesen Sie dazu auch unseren Tagungsbericht im Mitteilungsblatt 3/2016
"Archäologie in Bayern" 2015
Buchvorstellung "Archäologisches Jahr in Bayern 2014" (Foto: Elmar Stöttner)
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Vom 23. bis 25. Okt. 2015 luden das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, die Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V., der Markt Altdorf und der Landkreis Landshut zur Tagung nach Altdorf ein.
Auch in diesem Jahr war, ergänzend zu den Vorträgen und der Exkursion am Sonntag, ein Praxisangebot zur Fundbestimmung Teil des Tagungsprogramms.
Die Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. fand am Samstag im Anschluß an die Vortragsreihe statt. Tagungsprogramm
Zum 25. mal trafen sich die Mitglieder der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Ostbayern, West- und Südböhmen und Oberösterreich. Tagungsort war der archäologische Geschichtspark Bärnau im oberpfälzischen Landkreis Tirschenreuth.
Passend zum Tagungsort war das Generalthema des Jubiläumstreffens „Gebaute Geschichte“. In 14 Referaten und 4 Posterpräsentationen wurden neben Grundsatzvorträgen anhand zahlreicher Fallbeispiele die Situation von archäologischen Freilichtmuseen, Freizeitparks etc. die Zielsetzungen, Zielpublikum etc. kritisch dargestellt.
Die Tagung wurde finanziell durch die Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. und den Bezirk Oberpfalz unterstützt.
Archäoparkleiter Stefan Wolters M.A. bei der Begrüßung Bild vergrößern
Regionalbeauftragte der GfA Monika Weigl mit Bürgermeister von
Altdorf Helmut Maier Bild vergrößern
Wir freuen uns sehr, dass wir das 8. Internationale Flintknapping-Symposium erstmals in Bayern präsentieren konnten. Im Museum Adlhoch-Haus trafen sich eine große Zahl der weltweit kompetentesten Feuersteinbearbeiter und Experimentalarchäologen. Es ist gelungen, ein umfangreiches und sehr interessantes Rahmenprogramm zu erstellen.
15. und 16. Mai 2015, Museum Adlhoch-Haus, Weinbergstr. 1, 84032 Markt Altdorf, Landkreis Landshut Einladung Flintsymposium 2015.pdf
"34. Niederbayerischer Archäologentag" in Deggendorf
Der 34. Niederbayerische Archäologentag hat vom 17. bis 19. April 2015 in Deggendorf stattgefunden. Tagungsort war wieder die Stadthalle an der Edlmairstraße 2. Das vollständige Tagungsprogramm zum Herunterladen (pdf)
Der diesjährige Niederbayerische Archäologentag fand vom 17. bis 19. April 2015 wieder in der Deggendorfer Stadthalle statt. Eingeladen hatten die niederbayerischen Kreisarchäologen, der Deggendorfer Geschichtsverein, die Volkshochschule Deggendorfer Land und die Gesellschaft für Archäologie in Bayern. Die Organisation dieser wichtigen archäologischen Tagung in Ostbayern lag vorwiegend in den Händen des Straubing-Bogener Kreisarchäologen Dr. Ludwig Husty. Tätige Mithelfer vor und hinter den Kulissen waren der neue Deggendorfer Kreisarchäologe Stefan Hanöffner M. A. und sein Amtsvorgänger Dr. Karl Schmotz. Wie die letzten Jahre konnte wieder ein erfreulich hoher Besuch von Interessierten aus ganz Bayern, darunter viele Mitglieder unserer Gesellschaft, aber auch aus Österreich und Tschechien festgestellt werden.
Stvtr. Landrat Deggendorf Eugen Gegenfurtner beim Grußwort
In den Grußworten des stellvertretenden Deggendorfer Landrats Eugen Gegenfurtner, des Staatssekretärs Bernd Sibler, des stellvertretenden Bezirkstagspräsidenten Max Brandl und Dr. Walter Irlinger als Vertreter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege hoben alle Redner die Bedeutung dieser Veranstaltung für die Region, aber auch dessen überregionale Ausstrahlungs- und Anziehungskraft besonders hervor und zeigten sich erfreut, dass auch nach dem Ausscheiden von Karl Schmotz der Niederbayerische Archäologentag weitergeführt wird.
Nach einer thematischen Einführung in die Tagung durch Ludwig Husty, der neben dem Programm und einem kurzen, schlaglichtartigen Überblick über einige wichtige archäologische Aspekte Niederbayerns des vergangenen Jahres auch den neuen, von der Gesellschaft für Archäologie in Bayern mitfinanzierten Tagungsband des letztjährigen Archäologentags präsentieren konnte, übernahm der Leipziger Universitätsprofessor Ulrich Veit das Rednerpult. Passend zum Schwerpunktthema der Tagung – Siedlungsbestattungen – gab er den zahlreichen Zuhörern einen fundierten und umfassenden Einblick in theoretische Überlegungen zur Gräberarchäologie im Allgemeinen und zu Siedlungsbestattungen im Besondern. Ein überaus gelungener, wenngleich – vor allem für Laien – nicht immer ganz einfacher Einstieg in die Thematik »Siedlungsbestattungen«. Mit seinem Festvortrag schärfte er den Blick zur kritischen Beurteilung von Fund und Befund, stellte Überlegungen zu archäologischen Begrifflichkeiten wie z. B. »reguläre vs. irreguläre Bestattungen« her und versuchte u.a. mit ethnographischen Vergleichen soziokulturelle Aspekte miteinzubeziehen und zu veranschaulichen.
Dr. David und Karl Schmotz als "Sprachrohr" von W. David
Der Samstagvormittag war wie üblich der niederbayerischen Archäologie gewidmet, wobei in dem mit etwa 300 Besuchern nahezu voll gefüllten Auditorium nach einer kurzen Einführung spannende, neue und überraschende Ergebnisse aus der reichen Fundlandschaft Niederbayerns präsentiert wurden. Der chronologische Bogen spannte sich von der Linearbandkeramik bis ins Mittelalter, wobei neben Grabungsergebnissen auch höchst interessante und bemerkenswerte Erkenntnisse eines interdisziplinären Forschungsprojekts zur Archäologie und Paläopathologie vorgestellt wurden.
Aufgrund von Siedlungsbestattungen in einer alt- und mittelneolithischen Siedlung im Landshuter Landkreis wurde am Samstagnachmittag diese besondere Bestattungsform in den Mittelpunkt von vier längeren Referaten gestellt. Dabei ging wie in den vergangenen Jahren der Blick über Niederbayerns Grenzen hinaus, um das Schwerpunktthema in ein überregionales Beziehungsgeflecht einzubinden. So sollte thematisch Vergleichbares, aber auch Trennendes aus anderen archäologischen Fundlandschaften gezeigt werden, um sozusagen im Rückschluss wiederum zu einer regionalen Bewertung, zu einer Einordnung dieses Phänomens zu kommen, um damit auch den regionalen Kenntnisstand zum Thema zu erweitern. Bereits vor Jahren hatte Karl Schmotz im Rahmen seiner langjährigen Grabungstätigkeit in Otzing ebenfalls linearbandkeramische Gräber in der Siedlung entdeckt, die er und Joachim Pechtl vorstellten. Ausgehend von Norddeutschland, aber auch durchaus um süddeutsche Fundplätze ergänzt, konzentrierte sich Ines Beilke-Voigt vor allem auf die Bestattung von Klein- und Kleinstkindern, die quer durch die Zeiten und geografisch vom Nahen Osten bis Skandinavien in Siedlungen bzw. in Hausgrundrissen auftauchen. Von der früher geäußerten These der Bauopfer inzwischen abrückend, sieht die neuere Forschung darin in der Regel reguläre Bestattungen, die u.a. noch die starke emotionale Bindung der bestatteten Kinder zum Familienverband vermuten lassen. Ähnliches äußerte auch Peter Trebsche, der anhand vorwiegend frühlaténzeitlicher Bestattungen aus dem niederösterreichischen Raum auch auf ein möglicherweise mehrstufiges Bestattungsverhalten hinwies. Den Abschluss bildete ein Referat zu Siedlungsbestattungen in der Bernburger Kultur, welches als Ersatz für den Vortrag der erkrankten Kulturanthropologin Susanne Dinkl von Christoph Rinne von der Christian-Albrechts-Universität in Kiel gehalten wurde und den zahlreichen Zuhörern Einblicke in eine mittelneolithische Kulturgruppe Mitteldeutschlands gab.
Exkursionsgruppe auf einem Teil des Walls des keltischen Oppidums in Manching
Bei bestem Reisewetter startete pünktlich um 8 Uhr die etwa 100-köpfige Exkursionsgruppe in zwei Bussen zum kelten römer museum nach Manching. Nach einer kurzen Begrüßung des 1. Manchinger Bürgermeisters Herbert Nerb stellte der Museumsleiter Wolfgang David das bedeutende keltische Oppidum von Manching anhand einer kleinen Präsentation im Museumsfoyer vor, bevor es dann anschließend ins Gelände ging und die noch erhaltenen Originalabschnitte des keltischen Walls besichtigt wurden. Bei mehreren Stationen und bei einem kleinen Fußmarsch auf einem Teil des noch erhaltenen Keltenwalls dieser ehemals wohl größten stadtähnlichen Siedlung der keltischen Vindeliker erläuterte Wolfgang David die Ergebnisse der jahrzehntelangen Grabungen, die Manching zum besterforschten Oppidum Mitteleuropas machten. Hingewiesen wurde aber auch, dass trotz dieses Wissens um die Bedeutung dieser Anlage eine immer stärker zu sehende Zerstörung durch moderne Bebauung hingenommen werden muss. Zum Abschluss rundete nach einem kurzen Zwischenstopp am Fundort der Römerschiffe in Oberstimm eine kurze Wanderung zu den Grabhügeln im Lauterbacher Holz bei Wolnzach, wo noch beeindruckend viele frühbronzezeitliche Grabhügel im dichten Waldbestand besichtigt werden konnten, einen gelungenen 34. Niederbayerischen Archäologentag ab.
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